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Absolventen im Interview

Interview mit Dr. Daniel Bülichen

Herr Dr. Bülichen, haben Sie Bauchemie direkt studiert oder im Rahmen eines allgemeineren Studienfaches kennengelernt?

Ich habe ein normales Studium der Chemie auf Bachelor und Master absolviert und im Rahmen des Masterstudiums bauchemische Vorlesungen als Wahlfach gewählt. Als am Ende des Bachelor-Studiums die verschiedenen Wahl- und Nebenfächer vorgestellt wurden, kam ich das erste Mal mit dem Thema Bauchemie in Berührung. Es gibt nur sehr wenige chemische Fakultäten, die diesen speziellen Bereich der Chemie überhaupt anbieten. Ich würde also sagen, dass bei mir auch sehr viel Zufall durch die Wahl der Universität eine Rolle gespielt hat.


Gibt es eine familiäre Tradition oder sie inspirierende Vorbilder?

Mein starkes Interesse für Chemie allgemein kam erst spät mit der Einführung des Fachs während meiner Schulzeit in der 9. Klasse zu Tage. Ich hatte hier einen Lehrer, der mich absolut begeistert hat und habe schnell gemerkt, dass mir das Fach liegt, mich inspiriert und viel Spaß macht.


Wie konkret waren Ihre Vorstellungen, ihre berufliche Tätigkeit nach dem Studium betreffend, als Sie sich für dieses Studium entschieden?

Zu Beginn des Studiums waren die Vorstellungen noch sehr diffus. Man stellt sich sehr typisch die Arbeit in einem Labor in z. B. der chemischen Industrie vor. Primär ging es aber bei der Studienwahl doch eher um das fachliche Interesse. Ich suchte nach einer Thematik mit der ich mich identifizieren konnte, die mich erfüllt und im Anschluss ein breites Berufsspektrum öffnete.


Woher bezogen Sie ihr Wissen darüber?

Das Internet bot und bietet ja nahezu unbegrenzt Information zu den jeweiligen Studiengängen und den späteren Möglichkeiten. Der direkte Kontakt zu bereits Studierenden oder im Beruf stehenden Chemikern half mir ebenfalls ein wenig Einblick zu erhalten.


Welche Informationswege würden Sie künftigen Studierenden empfehlen?

Ich würde jedem künftigen Studierenden empfehlen, ein von den Universitäten angebotenes Schnupperstudium wahrzunehmen, um in Kontakt mit Studierenden zu kommen. Ich denke einen guten Eindruck kann man heute auch über soziale Netzwerke gewinnen.


Praktika, eine dem Studium verwandte Berufsausbildung, „Tage der offenen Tür“ in Unternehmen und/oder Bildungseinrichtungen bzw. Studienberatungen: Wie hilfreich, sinnvoll oder notwendig sind sie aus Ihrer Erfahrung?

Ich selbst hatte einige Kommilitonen, die vorher eine Ausbildung zum z. B. Chemielaboranten absolviert hatten. Nach meinem Eindruck wussten diese Personen bereits sehr gut was sie erwartet und hatten es gerade zu Beginn des Studiums leichter. Studienberatungen oder z. B. Schnupperstudien sind aus meiner Sicht sehr sinnvoll, denn dadurch wird eine Selbstreflexion ausgelöst und man sieht sehr schnell ob ein Chemie-Studium das Richtige ist.


Wie lange liegt Ihr Studium zurück und wo haben Sie studiert Herr Dr. Bülichen?

Ich habe zwischen 2004 und 2009 studiert, die Promotion habe ich Anfang 2013 beendet. Sowohl Studium wie Promotion habe ich an der Technischen Universität München in Garching bei München absolviert. Seit 3 Jahren bin ich als Produktmanager in der bauchemischen Industrie tätig.


Entsprach es inhaltlich den Vorstellungen, die Sie sich vorher gemacht hatten?

Das Studium ist zu Beginn sehr praxislastig, entsprach aber schon sehr gut meinen Vorstellungen. Verständlicherweise gibt es immer Fachbereiche die einem mehr oder weniger liegen.


Welchen Wandel hat Ihr Berufsbild während Ihres Studiums erfahren?

Gerade im Master-Studium und später während der Promotion ist man nicht mehr nur mit der möglichst breiten Ausbildung beschäftigt und lernt auch über Gastredner erste Industrievertreter kennen. Hierdurch erkennt man schnell den Unterschied zwischen rein wissenschaftlichem Ansatz und von freier Wirtschaft getriebener Forschung. Das Berufsbild wird klarer und man beginnt sich selbst zu orientieren.


Gab es im Studium bereits Berührungspunkte zu Ihrer jetzigen Arbeit?

Ja, ich greife nach wie vor täglich auf grundsätzliche Dinge eines Chemiestudiums zurück und auch das Wissen aus den bauchemischen Vertiefungsvorlesungen sowie der Promotion benötige ich häufig. Nicht zu vernachlässigen sind aber auch betriebswirtschaftliche und patentrechtliche Kenntnisse aus Studiennebenfächern. Dazu kommen viele neue Dinge, wobei einem hier die analytische Herangehensweise eines Naturwissenschaftlers hilft. Die Tätigkeit eines Produktmanagers ist sehr vielfältig und verknüpft den Vertrieb mit dem Marketing sowie der Forschung und Entwicklung.


Haben die bauchemischen Themen Ihrer Promotion einen Bezug zu Ihrer jetzigen Tätigkeit?

Definitiv ja. Ich bin für Produkte verantwortlich, die u.a. auch Additive zur Wasserretention enthalten. Auch wenn es jetzt um die Leistungsfähigkeit und Effizienz geht, während die Promotion den wissenschaftlichen Ansatz und das Verstehen der Mechanismen beinhaltet hat, so hilft es einem die Dinge tiefer zu verstehen und ermöglicht eine ganz andere Kommunikation mit Kollegen und Kunden.


Wem würden Sie "Bauchemie" als Studienthema bzw. -schwerpunkt empfehlen?

Ich kann Bauchemie jedem empfehlen, der gerne die verschiedenen Disziplinen der Chemie verknüpfen und direkt in mögliche Anwendungen übertragen möchte. Die Bauchemie fordert ein breites chemisches Grundwissen, da sich dort organische Synthesechemiker genauso wieder finden wie beispielsweise Materialwissenschaftler oder Kolloidchemiker. Genau diese Mischung macht für mich den Reiz der Bauchemie aus.


Wie haben Sie die Stellensuche erlebt?

Die Stellensuche war an sich sehr unproblematisch. Während der Promotion – für Chemiker nach wie vor der übliche Weg – knüpft man bereits Kontakte zur Industrie und bekommt u. U. auch bereits Angebote. Aus relativ wenigen, aber zielgerichteten Bewerbungen entstanden mehrere Möglichkeiten, wobei ich mich dann bewusst gegen eine Entwicklungsposition und für eine vertriebsorientiertere Stelle im Produktmanagement entschieden habe.


Wie beurteilen Sie die beruflichen Chancen für Absolventen mit Schwerpunkt Bauchemie in der heutigen wirtschaftlichen Situation und dem in Frage kommenden beruflichen Arbeitsumfeld?

Die beruflichen Chancen in der Bauchemie sind aus meiner Sicht sehr gut, da es eine breit gefächerte und gesunde Industrie in Deutschland gibt. Das Spektrum geht von kleinen bis größeren mittelständischen Unternehmen bis hin zu großen Konzernen und bietet viele Einstiegsmöglichkeiten.


Gibt es einen speziellen Tipp aus Ihrer Erfahrung, den Sie weitergeben können?

Ich empfehle die Bauchemie nicht nur als unbedeutende Erscheinung am Rande der großen Chemiekonzerne zu sehen, sondern die Möglichkeiten und Chancen dieses spannenden Forschungs- und Wirtschaftszweigs für sich zu erkunden. Ich bin überzeugt davon, dass sich für viele hier interessante Themen und Aufgabenfelder finden.


Das Interview wurde im Februar 2016 geführt.

Dr. Daniel Bülichen
Product Manager

MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG, Bottrop

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